Keynote 1: Was aus der Informationswissenschaft geworden ist

Wolf Rauch

Universität Graz, Österreich

Chair: Christa Womser-Hacker

Konferenzbegrüßung

  1. Begrüßung und Einführung, Professor Dr. Christian Wolff für das Organisationsteam und den Lehrstuhl für Medieninformatik, Universität Regensburg
  2. Grußwort der Fakultät durch die Forschungsdekanin, Frau Professor Dr. Christiane Heibach
  3. Grußwort der Vorsitzenden des Hochschulverbands Informationswissenschaft, Frau Professor Dr. Vivien Petras, Humboldt – Universität zu Berlin

Abstract

Vor 30 Jahren, 1990, wurde das Symposium für Informationswissenschaft –ISI zum ersten Mal abgehalten. Vor 40 Jahren wurde der erste Lehrstuhl für Informationswissenschaft im deutschen Sprachraum eingerichtet (mit Rainer Kuhlen 1980 in Konstanz). Diese Jubiläen bieten eine Gelegenheit, der Frage nachzugehen, was aus der Informationswissenschaft bisher geworden ist. 

In der ersten Generation von ca. 1950 bis 1980 (dem „Goldenen Zeitalter“ der Informationswissenschaft) wurde Information primär als öffentliches Gut verstanden. Staatliche Programme, Forschung an Universitäten, kostenfreier Zugang zum Wissen prägten diese Phase. An ihrem Ende, in den 1980er-Jahren, war die Informationswissenschaft mit eigenen Inhalten, Studienpro-grammen und ersten Lehrstühlen an den Universitäten in bescheidenem Rah-men angekommen. 

Die folgende Generation von 1980/1990 bis heute (das „Silberne Zeit-alter“) brachte ein gradezu explosionsartiges Wachstum der Informationswis-senschaft und hat dieses Fach zu einer der größten Wissenschaftsdisziplinen weltweit werden lassen –allerdings außerhalb der Universitäten. Die Ursache dafür war, dass Information in ihrem wirtschaftlichen Wert erkannt worden ist und ein riesiger Markt für Information, Kommunikation und Netzwerke entstanden ist. Eine Folge dieser Entwicklung war aber auch, dass ein Para-digmenwechsel in der Informationswissenschaft stattgefunden hat, weg von der geschriebenen Sprache und weg von Kausalität und Hypothesenbildung hin zu Künstlicher Intelligenz und Data Science. 

Wenn die universitäre Informationswissenschaft (zumindest in Europa) wohl kaum eine Chance hat, im Bereich der Entwicklung von Systemen und Anwendungen wieder an die Spitze der Entwicklung vorzustoßen, bleiben ihr doch Gebiete, in denen ihr Beitrag in der kommenden Entwicklungsphase dringend erforderlich sein wird: Informationsethik, Informationskompetenz, Information Assessment. In den nächsten 30 Jahren, dem dritten Zeitalter der Informationswissenschaft, wird sich entscheiden, in welche Richtung die Informationsgesellschaft unsere Welt verändern wird. Wir sollten uns daher gerade an den Universitäten nicht nur der Frage zuwenden, was wir mit dem Einsatz von Informationssystemen erreichen können, sondern was wir damit erreichen wollen bzw. welche Entwicklungen wir verhindern müssen. 

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